Dieses Gehalt verdient ein Webentwickler 2024 in Österreich

Dieses Mal geht es um ein selten besprochenes Thema in Österreich. Was ein Webentwickler verdient ist deshalb spannend, weil jedes Unternehmen verschiedene Philosophien hat. Und jeder Mensch hat verschiedene Ansprüche. Gerade als Einsteiger weiß man oft nicht, an welchen Zahlen man sich orientieren sollte. In diesem Artikel erfährst du einige Ansätze, mit denen du dich vor dem Bewerbungsgespräch auseinander setzen solltest.

Kollektivvertrag als Grundlage

Wer in der IT-Branche arbeitet, hat den Vorteil, dass er voraussichtlich auch den IT Kollektivvertrag als Grundlage seines Arbeitsverhältnisses hat. Darin sind nicht nur die Konditionen wie Wochenstunden festgelegt, sondern auch Urlaubstage, Staffelungen der Erfahrungsstufe und dementsprechend die Grundgehälter. Je nachdem welcher Tätigkeit man nachgeht, trifft entweder die Gruppe

  • ZT (Zentrale Tätigkeit)
  • AT (Allgemeine Tätigkeit)
  • ST1, ST2 (Spezielle Tätigkeit 1,2)
  • oder LT (leitende Tätigkeit) zu

Die Mindestgrundgehälter
(ab 1.1.2023, Quelle IT-Kollektivvertrag Verhandlungsergebnis 2024 – WKO.at

2024ZTATST1ST2LT
Berufseinsteiger gemäß § 15 I. (11)02.276 €2.923 €00
Einstiegsstufe2.102 €2.396 €3.077 €3.828 €5.002 €
Regelstufe2.311 €2.968 €3.724 €4.346 €5.717 €
Erfahrungsstufe2.873 €3.593 €4.215 €5.132 €6.398 €
Mindestgrundgehälter in Tätigkeitsfamilien und Vorrückungsstufen lt. Kollektivvertrag 2024 für Angestellte von Unternehmen im Bereich Dienstleistungen in der automatischen Datenverarbeitung und Informationstechnik

Das heißt, das Gehalt eines Webentwicklers zwischen 2.923€ und 4.215€ sein wird, da dieser in der Regel als ST1 eingestuft wird. Die Arbeitserfahrung wird komplett zusammengerechnet (Praktika, Arbeitsstellen, …). Für diese Tätigkeiten müssen Nachweise erbracht werden um sie gelten zu machen.

Verkauf dich niemals unter deinem Mindestgrundgehalt

Es ist unangenehm über Geld zu sprechen. Doch dieser Teil gehört zu einem Einstellungsgespräch einfach dazu. Leider passiert es viel zu oft, dass der Gesprächspartner unvorbereitet in das Gespräch geht und mit deiner Gehaltsforderung überfordert ist. Wenn dein potentieller Arbeitgeber nicht bereit ist deine angepriesenen Qualifikationen zu zahlen und den Mehrwert nicht erkennt, ist vielleicht die Grundeinstellung des potentiellen Arbeitgebers nicht passend. Falls dir der Job sehr taugt und er deinen Lebensstandard stützen kann, ist es möglich Kompromisse einzugehen. Ich rate jedoch davon ab, sofern die zu einschneidend sind.

Kleine Unternehmen suchen Mitarbeiter mit geringen Ansprüchen ans Gehalt

Bevor ich zu meinem jetzigen Arbeitgeber gekommen bin, gab es Agenturen, die mich nach meiner sehr beeindruckenden Präsentation sofort einstellen wollten. Jedoch nicht zu einem angemessenen Gehalt eines Seniors, sondern einer Mischung aus Einstiegs- und Regelstufengehalt ohne jeglichen Verhandlungsspielraum. Eine weitere Agentur wollte von meiner Berufserfahrung profitieren und einen Teamlead einstellen. Jedoch für ein Berufseinstiegsgehalt von ST1. Zur Information: Ein Teamlead mit Personalverantwortung (LT) hat laut Kollektivvertrag deutlich bessere Grundgehälter in der jeweiligen Erfahrungsstufe. Auf diese Art unangemessener Kompromisse sollten nicht eingegangen werden. Jedoch gilt: Wenn es vertraglich festgehalten und unterschrieben ist, wird es gültig sein (natürlich ist das keine rechtskräftige Aussage die pauschal auf jeden Fall passt, deshalb empfehle ich jedem sich bei Fragen an die Arbeiterkammer zu wenden).

Große Konzerne investieren in Personal

Ich habe das Glück bei einem Großkonzern untergekommen zu sein. Das bringt verschiedene Vorteile mit sich. Neben einem guten Gehalt gibt es außerdem noch Vergünstigungen für Mittagessen und Parkplätze. Am Ende des Jahres bleiben mehr Euro als erwartet übrig. Ein ganz wichtiger Punkt sind auch Weiterbildungen, deren Kosten die Firma trägt. Wenn Reisekosten und Konferenz übernommen werden, kommen schnell hohe Kosten zusammen, die du nicht selber tragen musst. Zwar schlägt sich dieser Posten nicht direkt auf dein Gehalt nieder, doch werden deine persönlichen Fähigkeiten dadurch gefördert. Somit steigerst du auch deinen eigenen Wert und den der Arbeitskraft im Unternehmen.

Die All-In-Vertrag Lösung

Sowohl Klein- als auch Großunternehmen nutzen den Trend zum All-In-Vertrag. Dieses Thema solltest du beim Gehalt beachten. Im Kollektivvertag sind 38,5h je Arbeitswoche vorgesehen. Wird deine Arbeitswoche 40h lang sein, fallen demnach mindestens 1,5h Mehrarbeit je Woche an, also 6h je Monat. Deshalb ist eine Überbezahlung sehr gebräuchlich um diese Zeit (und weitere Überstunden) abzugelten. Deshalb ist es sinnvoll diese Gedanken in den Gehaltswunsch einfließen zu lassen.

Stufenmodell

Ebenfalls gängig sind Modelle, in denen man während der ersten Monate ein geringeres Gehalt bekommt, das sich in Richtung Zielgehalt entwickelt. Wenn ein Entwickler in der Regelstufe mit 2.700€ anfängt und ab dem 4. Monat auf 2.900€ hochgestuft wird, ist das eine vertretbare Situation. Welche monatlichen Differenzen das netto (nach Abzug der Steuern) ausmacht berechnest du am besten mit dem offiziellen Brutto-Netto-Rechner der Arbeiterkammer Wien. Es ist oft weniger, als man glaubt.

Mit diesem Tipps wirst du Fuß fassen in dieser Branche. Ich bin auf weitere Erfahrungsberichte sehr gespannt!

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